The Expanse




The Expanse

Beitragvon Livingston » Mo 28. Dez 2020, 16:44

Nachdem ich diese Serie bis zur aktuellen Folge gesehen habe, setzte sich der Bücherwurm in mir durch. Also ran ans Original - oder genauer: fast ans Original. Ich habe mir leider nicht die englische Version von Band 1 gezogen. Die deutsche Fassung ist zwar sprachlich ok, aber bei einigen Begrifen kam ich ins Schleudern. Aus der OPA (Outer Planets Alliance) wurde AAP (Allianz äußerer Planeten). Solche Feinheiten irritieren ein wenig, machen aber letztlich nix kaputt.
Die Charaktere sind mit all ihren Macken und Beulen sehr überzeugend dargestellt, sogar detailierter als in der Serie. James Holden kommt in den Büchern durchaus schlechter weg. Er ist nicht einfach nur der white knight sondern vor allem ein naiver Moralist, der die Crew mit seinem Glauben an das Gute in den Menschen mal so richtig in die Bredouille bringt. Mit jedem Schritt, den er macht, wird die Lage immer verfahrener, und er bekommt dafür auch reichlich was von seinen Leuten um die Ohren gehauen.
Miller ist wunderbar kaputt und hat in den Büchern einen kräftigen soziopathischen Anstrich. Bedingungslos cool kommt er zwar auch in der Serie nicht rüber, aber in der Druckversion kommt man echt ins Schleudern und fragt sich, ob man ihm nachts in einer dunklen Gasse begegnen möchte.

**** SPOILER **** ALARM **** SPOILER **** ALARM **** SPOILER **** ALARM **** SPOILER **** ALARM

Es gibt ein paar dicke Unterschiede zur Serie, die erst mal leicht verwirren können.
UN-Chefin Avasarala taucht im ersten Band nicht auf. Interessanterweise funktioniert die Story trotzdem, sogar runder als in der Verfilmung, finde ich. Das hängt sicherlich auch mit einem anderen Unterschied zusammen: Erde und Mars sind sich nicht seit 150 Jahren spinnefeind, kein kalter Krieg steht an sondern eher das Gegenteil: Die inneren Planeten sind in einer Koalition verbündet, um gemeinsam den Gürtel besser kontrollieren zu können. Erst die Ereignisse, die Holden auslöst, lassen die Spannungen zwischen den "Inneren" hochkochen. Und nicht nur das. Im Gegensatz zur Serie belässt man es nicht bei ein paar Schießereien sondern geht in einen ausgewachsenen Krieg über, denn das Rennen um das Protomolekül geht sofort in die heiße Phase. Immerhin geht's ums größte, denkbare Geschäft, das man machen kann. Kein Preis ist zu hoch.
Ein paar Leute und Ereignisse der Serie gibt es gar nicht. Z.B. schleust Tycho-Chef Fred Johnson keinen Spion ein, Anderson Dawes ist nicht der OPA-Guru, sondern ein durch und durch korruptes Arschloch. Er hat absolut keine Probleme, dreckige Deals mit den Gesellschaften der Inneren abzuschließen.

Insgesamt gibt es weniger Action und dafür mehr Tiefgang, was auch völlig ok ist. Die Buchfassung liefert eine viel rätselhaftere Ausgangssituation, die sich auch logisch sauber auflöst. Fragen, woher die Stimmen auf Eros stammen, nachdem sich das Protomolekül sattgefressen hat, was die Stimmen sagen, und vor allem, wer hier eigentlich spricht, werden beantwortet.
Dass insgesamt weniger Action stattfindet, wird mehr als ausgeglichen durch einen sauberen, dramatischen Aufbau. Spannung entsteht vor allem, weil nicht Superman und Batgirl agieren, sondern man sich fragt, wie ziemlich normale Du-und-Ich-Charaktere aus diesem Mist wieder herauskommen können.

Fazit: Ich versuche jetzt mal ganz schnell, die Serie mit Bücherlesen zu überholen, sodass ich zumindest den 6. Band frisch und unvoreingenommen wegschmökern kann. Ich bin mir sicher, dass es sich lohnt.

Guten Rutsch
Livi
Der Plasmawerfer sichert den Frieden!
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von Anzeige » Mo 28. Dez 2020, 16:44

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