Re: RPG: Auferstanden als Ruine
von Livingston » So 2. Jul 2023, 16:53
Rolling Stones
Generalsekretär Livingston beobachtete vergnügt die kullernden und rollenden Steine und sang vor sich hin:
Well, this could be the last klick
This could be the last klick
Maybe the last klick
I don't know, oh no, oh no
Sicherheitschefin Irina Krassodrova trat neben ihren Vorgesetzten und blickte auch auf das Geröll, wobei sie ihn fragte: "Und, hält er die Abstandsvorschriften ein?"
Von unten aus der Baugrube hörte man jemanden fluchen, gleich darauf flog eine Ladung Kies vor die Füße der Beobachtenden.
Livingston wandte sich Krassodrova zu: "Er macht sich ganz gut. Er trifft niemanden mehr am Kopf, und inzwischen bleiben sogar meine Schuhe sauber. Allerdings muss ich gestehen, dass mir die seltsamen Geräusche ein wenig Sorgen machen, die er dauernd von sich gibt."
Wieder ein Ächzen und die nächste Ladung Gestein landete vor den Füßen der beiden.
Livingston fuhr fort: "Anfangs hatte er sich noch etwas beschwert, dass ich zu laut singe. Dabei will ich ihm doch nur einen Gefallen tun und die Taktzahl vorgeben. Sie müssen wissen, dass gleichmäßige, rhythmische Bewegungen die Wirbelsäule stabilisieren und in Folge der ganze Körper weniger belastet wird."
"Uff!" - Nächste Ladung.
"Ich finde", ergänzte Livingston, "er ist ein wenig undankbar. Statt sich über meine moralische Unterstützung zu freuen, gibt's mal wieder nur Genörgel. Vielleicht sollte ich ihn die Wasserrationen bezahlen lassen. Andererseits: Er ist ein Tier und fördert fast das Doppelte zu Tage, als eigentlich gefordert ist. Hab mir schon überlegt, ob ich es ihm sagen sollte, aber eigentlich wäre das Quatsch. Solange er diese Leistung bringt, haben wir ja alle mehr davon."
Mit dem nächsten Schwung flog eine Ladung Staub in Livingstons Augen: "Hey, Sabotavovic, passen Sie gefälligst ein bisschen besser auf. Arbeitssicherheit ist ein hohes sozialistisches Gut, das kann man nicht einfach so in den Dreck werfen."
Aus der Baugrube hörte man undeutliches Gemurmel: "Eines Tages... ich ihn um... einfach nicht die Klappe halten... in einer dusteren, finsteren Nacht... keine Gnade... doch selber Mal die Schüppe... in der glühenden Sonne..."
Der Generalsekretär runzelte die Stirn: "Manchmal ist er wirklich schlecht gelaunt. Das ist gar nicht gut für die Arbeitsmoral. Aber sagen Sie, Irina, was führt Sie an diesen dreckigen, unwirtlichen Ort?"
Commandanta Krassodrova nahm militärische Haltung an und berichtete: "Genosse, ich melde: Wir haben das Plansoll um das Doppelte übererfüllt, und das sogar, ohne weitere Ressourcen zu investieren. Das Wirtschaftskomitee ist der Meinung, dass es Sinn macht, den Ausbau der Siliziumproduktion zu drosseln, da wir sonst Probleme mit dem Rohstofflager bekommen."
Livingston war sichtlich erfreut: "Das ist ja hervorragend. Sehr gut, dann kann ich die Arbeiter ja hier abziehen..."
"DEN Arbeiter, verflucht noch mal, DEN!" ertönte es von unten. "Nicht DIE, sondern Singular, Einzahl, verstanden?"
"Ich glaube, er braucht wirklich mal eine kleine Luftveränderung", überlegte Livingston. "Wie war das? Das Lager muss dringend erweitert werden? Das passt doch wie die Faust aufs Auge. Sabotavovic kann endlich mal raus aus diesem Loch und was wirklich Sinnvolles erledigen. Die Umstellung wird ihm sicher gut tun. Hauptsache, er schafft das in der geplanten Zeit. Er ist ja bekanntermaßen ein wenig träge. Aber das lassen Sie mal meine Sorge sein. Ich werde ihm schon Beine machen."
How does it feel?
How does it feel?
To be without a home
Like a complete unknown
Like a rolling stone
Der Plasmawerfer sichert den Frieden!
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„Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen.“
Erich Maria Remarque